Weitere Windräder in Zorneding – kein Freifahrtschein für jeden x-beliebigen Standort!

Wir müssen die entstehenden Energielücken durch den Wegfall der Kern- und Kohlekraftwerke im eigenen Land ersetzen. Auch aus unserer Sicht sind hierfür Windkraftanlagen ein wichtiger Baustein. Wir beiden FDP-Gemeinderäte in Zorneding haben uns beim Bürgerentscheid am 16. Mai für die fünf Windräder im Ebersberger Forst entschieden, weil sie nicht in der Haupt-Sichtachse stehen, 1500 Meter in den Wald rein kommen, die Erschließungsstraße zu den Windrädern nicht verbreitert werden muss und die permanent an den fünf Standorten erforderlichen Nicht-Wald-Flächen durch Neupflanzungen am Forstrand ausgeglichen werden.

Natürlich ist uns bewusst, dass unser Landkreis bis 2030 klimaneutral sein will und dass dafür diese fünf Windräder bei weitem nicht reichen. Deshalb müssen sich alle Landkreisgemeinden intensiv Gedanken über weitere Windrad-Standorte machen. Das gilt natürlich auch für Zorneding, obwohl unsere Gemeinde von den fünf im Forst entstehenden Windrädern extrem stark tangiert sein wird.

Als möglicher Standort für zwei oder drei weitere Windräder wurden vom Energie-Forum Zorneding die Windkraft-Konzentrationsflächen im Süden des Ortes ins Spiel gebracht. Das kommt für uns nur infrage, wenn ein akzeptabler Abstand zur Bebauung eingehalten wird. Genau dies war allerdings bei der Gemeinderatssitzung am 20. Mai vollkommen offen.

Wir können als von unseren Bürgern gewählte Gemeinderäte keinen Freifahrtschein für jeden x-beliebigen Windrad-Standort erteilen. Die pauschale 10H-Regel in Bayern ist aber auch aus unserer Sicht überzogen. Mit der sieben- bis achtfachen Höhe der Windradspitze als Abstand können wir uns durchaus anfreunden, wenn das nicht ausgerechnet im Haupt-Blickkorridor ist.

5H oder 6H als Abstand zur Bebauung wären uns im Süden definitiv zu nah. Wir möchten hierzu die Dimensionen der angedachten Windräder verständlich verdeutlichen. Das bislang einzige Landkreis-Windrad steht in Hamberg (siehe Foto anbei von einem Exkursionstermin der Landkreis-FDP). Es hat eine Nabenhöhe von 138 Metern und einen Rotordurchmesser von 82 Metern – also eine Gesamthöhe von 179 Metern.

Die Windräder im Zornedinger Süden sollen voraussichtlich 160 Meter Nabenhöhe und140 Meter Rotordurchmesser haben – also eine Gesamthöhe von 230 Metern. Zur Verdeutlichung dieser Höhe: der gesamte Waldrand im Süden von Zorneding ist 1100 bis maximal 1200 Meter von der jeweils nächstgelegenen Wohnbebauung entfernt. Wenn die Windräder direkt am Waldrand stehen würden, hätten sie also eine Entfernung von ca. 5H zum nächstgelegenen Wohnhaus. Die Windradspitze wäre dann vom Erdgeschoss gesehen in einem Winkel von 11,3 Grad über dem Horizont. Das kann sich jeder mit einem Geodreieck verdeutlichen. Es gibt aber einen weiteren Vergleich – den Sonnenhöchststand bei Wintersonnwend. Er ist am 21.12. laut www.sonnenverlauf.de beispielsweise in der Bucher Straße bei gerade mal 18,53 Grad.

Der Vollständigkeit halber erwähnen wir, dass dieser Vergleich nur zur Verdeutlichung der Höhe und Präsenz der Windräder dient, denn wir wissen sehr wohl, dass Windräder generell nur 30 Stunden pro Jahr oder 30 Minuten pro Tag ihren Schlagschatten auf ein Wohnhaus werfen dürfen und darüber hinaus automatisch abzuschalten sind.

Wir sind der Meinung, dass vor einer Verhandlung mit Grundstückseigentümern erst geklärt werden muss, in welchen Konzentrationsflächenbereichen wir unseren Bürgern Windräder zumuten wollen. Ein Abstand von 5H bis 6H ist uns in südöstlicher bis südwestlicher Richtung definitiv zu nah. Genau deshalb haben wir am 20. Mai den Beschlussvorschlag im Gemeinderat abgelehnt. Wir sind aber zuversichtlich, dass sich auch in unserem Gemeindegebiet geeignete Standortbereiche für erfolgreiche Verhandlungen mit Grundstückseigentümer finden lassen.

Siad-Mattias Abdin-Bey und Peter Pernsteiner
FDP-Fraktion des Zornedinger Gemeinderates

Zur Information:
Die Ebersberger Zeitung und die Süddeutsche Ebersberg berichteten über unsere heftig diskutierte Gemeinderatssitzung am 20.5.2021 unter folgenden Links:
https://www.merkur.de/lokales/ebersberg/zorneding-ort80605/rueckenwind-fuer-die-windkraft-90656701.html
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/ebersberg/zorneding-pro-votum-windenergie-1.530074

Das Windrad in Hamberg bei einer Exkursion des FDP-Kreisverbandes Ebersberg am 7.3.2020. Es hat eine Nabenhöhe von 138 Metern und einen Rotordurchmesser von 82 Meter, also eine Gesamthöhe von 179 Metern.
(Foto: Peter Pernsteiner)